Berlin: Redebeitrag Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) auf der Berliner Demo zum NSU Prozess

Hallo Leute,
Wir von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland grüßen alle, die heute hier in Berlin auf der Straße sind.
Warum sind wir heute hier, warum kämpfen wir?
Wir kämpfen, weil wir kämpfen müssen. Uns wird keine wahl gelassen, denn der Rassismus und seine erbärmlichen, menschenverachtenden,  hässlichen Schergen und Institutionen greifen uns an. Uns Schwarze Menschen, uns Migrant*innen, uns PoC, uns Queere Menschen, uns, die wir für eine gerechte Gesellschaft der Vielen einstehen. Eine Gesellschaft, in der wir alle ohne Angst verschieden sein können. Egal wo, egal woher, egal wohin!
Wir kämpfen, weil wir wütend sind. Wir sind wütend, weil seit den 90ern weit über 150 Menschen durch menschenfeindliche Gewalt  getötet wurden. Sie haben unsere Häuser abgebrannt, Bomben gelegt, geschossen, uns gefesselt und misshandelt, sie haben uns geschlagen, getreten, bespuckt, beschuldigt, verhaftet und erstochen.
Wir sind wütend, weil die Presse trotzdem von Dönermorden redete!
Wir sind wütend, weil Politiker*innen für Verständnis für heuchlerische sog. besorgte Bürger*innen werben; weil sie mit offenen Rassistinnen und Rassisten den Dialog und Schnittmengen suchen.
Wir sind wütend, weil Polizei und Verfassungsschutz in fataler Übereinkunft ihre aktive Unterstützung von Nazis vertuschen und und die eigentlichen Opfer rechten Terrors beobachten, beschuldigen, verhaften und misshandeln.
Wir sind hier, weil wir wütend sind. Wir sind hier und sagen es reicht! Nie wieder! Schluss mit dem Rassismus, weg mit den rassistischen Institutionen!
Doch Wut ist eine Sache. Wir haben auch Grund dazu mindestens ebenso zuversichtlich zu sein. Die Migration lässt sich nicht Kontrollieren, einsperren und regulieren. Migration lässt sich
nicht wegbomben oder abschieben. Rassist*innen posten und twittern panisch ihren rassistischen
Quatsch, verzweifelt und jämmerlich, denn sie haben keine Chance. Migration ist das Feld, auf dem wir unsere Leben gestalten, Rassismus nur eine panische Maschine!
Eine panische Maschine, die Angst vor uns hat. Schaut euch um! Wir zwingen rassistische Strukturen zur ständigen Veränderung, zu Eingeständnissen und Niederlagen. Solidarischen Widerstand hat es schon immer gegeben und ist verantwortlich für zahlreiche Risse im und Veränderungen des Rassismus. Es sind unsere Kämpfe, die Kämpfe der Migration, die Kämpfe der illigalisierten, ausgebeuteten, migrantisierten, minorisierten, sexualisierten, enteigneten und
rassifiziert Menschen und allen, die mit ihnen solidarische verbunden sind, die uns vorantreiben,
nicht Gesetzgebungen, Lobbyisten oder gewählte Präsident*innen. Wer heute noch dem Wahn des
weiß-seins unterliegt hat verloren!
Wir fordern eine ANTIRASSISTISCHE Haltung von allen Menschen und Institutionen. Wir sagen „es reicht“. Schluss mit einer Polizei, die Morde vertuscht und einen Kadavergehorsam praktiziert. Schluss mit einer rassistisch geprägten Befehlskette. Schluss mit kriminalitätsbelasteten Orten, polizeiliche Sonderzonen etc. wo arme Menschen und nicht-weiße Menschen keine Rechte haben. Wir sagen es reicht, denn wir sind Antirasist*innen!
Nein, wir ziehen uns nicht in die Vereinzelung zurück. Kein Rückzug ins Private wie in der Biedermeier Zeit. Das umkämpfte Terrain ist das Terrain der Politik und wir betreten es als ein Vieles.
Die Leute, welche für die Verteidigung und Stärkung einer gerechten Gesellschaft der Vielen stehen, schließen sich zusammen. Wir machen gesellschaftliche Alternativen denkbar und erteilen jeglicher national sozialen Politik endgültig eine Absage.
Die Gesellschaft der immer gleichen wird zur gerechten Gesellschaft der vielen. Wir sind
hier und gehen nicht weg! Uns kann man nicht abstechen, uns kann man nicht verbrennen, uns kann man nicht erschießen, uns kann man nicht wegbomben oder abknallen. Wir gehen nicht weg und die haben keine Chance. Sie werden mit ihrer Scheiße niemals mehr durchkommen!
Gemeinsam mit den Familien der Betroffenen werden wir von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland weiter für die vollständige Aufklärung kämpfen und eine Gesellschaft ohne Rassismus einklagen!
Auch wir fordern:
Entwaffnet die Neonazis!
Löst den Verfassungsschutz auf!
Klagt alle Verantwortlichen an!
Entschädigt alle Betroffenen!
Nennt die Holländische Strasse in Halitstrasse um!
Baut das Denkmal in der Keupstrasse!