Bundesweite Proteste gegen ausgebliebene Entschuldigung für den Völkermord an den Herero und Nama

PRESSEMITTEILUNG – 29 August 2018
Keine Gerechtigkeit, keine Versöhnung
Bundesweite Proteste gegen ausgebliebene Entschuldigung für den Völkermord an den Herero und Nama
Am heutigen 29.8.2018 wurden im Französischen Dom auf dem Berliner Gendarmenmarkt für rassistische Forschungen entwendete menschliche Überreste an eine hochrangig besetzte Delegation aus Namibia zurückgegeben. Die Human Remains – 27 Schädel und eine Kopfhaut aus mehreren wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland – stammen zum Teil von Opfern des Genozids an den Herero und Nama 1904-08. Belegt ist, dass in den deutschen Konzentrationslagern Frauen der von den Deutschen nahezu ausgelöschten Gemeinschaften gezwungen wurden, mit Glasscherben die Häupter ihrer ermordeten Familienmitglieder vom Fleisch zu befreien und versandfertig zu machen.
Das bundesweite Nichtregierungs-Bündnis „Völkermord verjährt nicht!“, das von dem Gedenkgottesdienst explizit ausgeschlossen wurde, protestiert entschieden dagegen, dass die Bundesregierung auch bei dieser dritten Rückgabe von geraubten Gebeinen und Körperteilen nach Namibia die anwesenden Herero und Nama für den Völkermord nicht offiziell um Entschuldigung gebeten hat. Es ist eine Schande für die Bundesrepublik und eine Zumutung für die Nachfahren der Ermordeten, dass sich die Bundesregierung selbst im Angesicht der missbrauchten Opfer deutschen Rassenwahns ihrer historischen Verantwortung entzieht.
Wo ist Kanzlerin Merkel“, fragt der Bündnissprecher und Berliner Herero Israel Kaunatjike, „die noch vor wenigen Tagen einen Kranz für die Opfer des Völkermordes an den Armeniern niedergelegt hat? Wo ist Bundespräsident Steinmeier, wenn es um den Genozid an unseren Vorfahren geht? Warum hat der Bundestag den Genozid der Türken als solchen bezeichnet, aber noch immer nicht den der Deutschen an den Herero und Nama offiziell anerkannt? Hamburg und Berlin haben sich schon entschuldigt: Warum ist die Bundesrepublik uns gegenüber nicht zur Wiedergutmachung bereit?“
Kontakt: Israel Kaunatjike (030 2156836) & Christian Kopp (01799100976); buero(at)berlin-postkolonial.de
Freie Pressefotos: Vepuka Kauari. Die Delegation der regierungsunabhängigen Herero- und Nama-Genozidverbände in Berlin vor einem Foto von WIlly Brandts Kniefall in Warschau