Postkolonialer Aktivismus und die Erinnerung an den deutschen Kolonialismus

DIE FORDERUNGEN NACH REPRÄSENTATIONUND SOZIALER GLEICHSTELLUNGALS ZWEI POLE EINER NEUEN POSTKOLONIALEN BEWEGUNG
von Manuela Bauche
Im Februar dieses Jahres wurde in Berlin ein Teil des Spreeufers umbenannt. Das Kreuzberger Gröbenuferheißt jetzt May-Ayim-Ufer. Als die Straße 1895 den Namen des brandenburgischen Offi ziers Otto Friedrichvon der Groeben erhielt, war das Deutsche Kaiserreich seitgut einem Jahrzehnt Kolonialreich und unweit der Straßesollte bald die Erste Deutsche Kolonialausstellung eröffnet werden. Für das Reich war das Anlass, an koloniale Tra-ditionen zu erinnern. Mit dem Straßennamen wurde vonder Groeben als Begründer der Handelskolonie Großfried-richsburg geehrt, die Brandenburg-Preußen an der Wendevom 17. zum 18. Jahrhundert an der Küste des heutigen Ghana unterhielt. Damit, so machte der Kaiser in der Rede zum Festakt deutlich, konnte von der Groeben als früher deutscher Kolonialpionier gelten. Dagegen erinnerte der Bezirk Kreuzberg mit der Umbenennung an die 1996verstorbene schwarze deutsche Anti-Rassismus-Aktivistin und Dichterin May Ayim. Die Umbenennung ist gewissermaßen ein postkolonialer Akt, denn mit May Ayimwird eine Person geehrt, deren politische, dichterische und wissenschaftliche Arbeit darauf zielte, die Kontinuitätenzwischen deutschem Kolonialismus und aktuellem Rassismus aufzuzeigen und die damit ein zentrales Anliegenvon postkolonialer Kritik umsetzte: das Koloniale nachdem Kolonialen sichtbar zu machen.

Der Artikel ist in der Printausgabe der „Phase 2“ erschienen und

wird demnächst auch online zu lesen sein unter http://phase2.nadir.org/

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