Zivilgesellschaftliches Bündnis protestiert gegen einseitige Werbeveranstaltung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zum Umgang mit Kulturschätzen aus der Kolonialzeit

Pressemitteilung 29.08.2017
Zivilgesellschaftliches Bündnis protestiert gegen einseitige Werbeveranstaltung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zum Umgang mit Kulturschätzen aus der Kolonialzeit
Das Bündnis „No Humboldt 21!“ kritisiert die Diskussionsveranstaltung „Gehört Provenienzforschung zur DNA des Humboldt Forums?“ der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) am 20. September 2017 in Dahlem. Mnyaka Sururu Mboro von Berlin Postkolonial: „Wir protestieren dagegen, dass die Nachfahren Kolonisierter und andere zivilgesellschaftliche Kritiker*innen des Prestigeprojekts wieder nicht gehört werden. Das ist doch eine reine Alibiveranstaltung“.
Mit ihrer Verharmlosung der eigenen Kolonialgeschichte als „Sommerlochthema“ und ihrer irreführenden Fokussierung auf die Zeit des deutschen Kolonialismus 1884-1918 stellt sich die SPK mit ihrer Verantsaltungsankündigung in eine Reihe mit den beiden Gründungsintendanten des Humboldt Forums, welche die Kolonialität des rekonstruierten Preußenschlosses und seines zukünftigen Inhalts bis heute leugnen. So schließt die SPK nahtlos an Horst Bredekamps Diffamierung der zunehmenden postkolonialen Kritik als „Spiel“ sowie an seine und Neil MacGregors irreführende Charakterisierung der Sammlungsbestände von vor 1884 als „vorkolonial“ an.
Gleichzeitig präsentiert die SPK ein Podium, dass ausschließlich aus (weißen) Vertreter*innen der am Humboldt Forum beteiligten Institutionen zusammengesetzt ist. Als wäre es nicht möglich, Repräsentant*innen der Herkunftsgesellschaften der Objekte aus dem Ausland einzuladen und als gäbe es „fast keine koloniale Diaspora“ in Deutschland und Berlin (MacGregor) ziehen es die Kulturbesitzenden offenbar vor, auch weiterhin unter sich zu bleiben. Nicht einmal die von der SPK zitierten kritischen Historiker*innen oder Mitglieder des internationalen Beirats werden auf dem Podium vertreten sein.
Die SPK ignoriert damit erneut die erst am 25. April 2017 in Berlin vorgetragene Mahnung des Beiratsmitglieds George Abungu aus Kenia, dass der Anspruch ‚Not about us without us’ „jederzeit gelten“ müsse. Das Bündnis „No Humboldt 21!“ fordert bereits seit der Grundsteinlegung für das Humboldt Forum im Juni 2013 den intensiven Dialog der SPK mit Vertreter*innen der Communities, aus denen Berlins zahllose Kulturschätze und menschliche Gebeine stammen. Es wird dabei von über 80 migrantisch-diasporischen und Menschenrechtsorganisationen aus dem In- und Ausland unterstützt. In Kooperation mit Berlin Postkolonial lädt das Bündnis „No Humboldt 21“ zur transnationalen Konferenz „Prussian Colonial Heritage: Sacred Objects and Human Remains in Berlin Museums“ am 14./15. Oktober 2017 ein. 
Einladung der SPK: http://www.no-humboldt21.de/?p=2279
Mehr zur Kampagne „No Humboldt 21“: http://www.no-humboldt21.de/resolution/
Mehr zur Konferenz am 14./15.10.2017: http://www.berlin-postkolonial.de/cms/index.php/9-news/kurzmeldungen/127-conference-prussian-colonial-heritage
Kontakt: buero(at)berlin-postkolonial.de | 017699 100 976