Sonderveranstaltungen zur deutsch-tansanischen Kolonialgeschichte

PRESSEMITTEILUNG von  Berlin Postkolonial e.V.
22. März 2018
Hervorragend besuchte Sonderveranstaltungen zur deutsch-tansanischen Kolonialgeschichte mit dem Botschafter Tansanias. Teilnehmende sprechen sich für die Umbenennung der Berliner Petersallee in Maji-Maji-Allee aus
Vor dem Hintergrund der Debatte um die beschlossene Neubenennung von drei Straßen und Plätze in Berlins „Afrikanischem Viertel“, die nach den drei Begründern der deutschen Kolonien in Afrika benannt sind, lud das breite zivilgesellschaftliche Bündnis „Decolonize Berlin“ am Welttag gegen Rassismus (21.3.2018) zu zwei Informationsveranstaltungen ein.
Auf der mit 55 Teilnehmenden sehr gut besuchten Sonderführung durch Deutschlands größtes Kolonialviertel mit dem Tansanier Mnyaka Sururu Mboro von Berlin Postkolonial wurde ein Überblick über die mehr als zehnjährige Aufklärungs- und Lobbyarbeit des Bündnisses gegeben. Besonderen Wert legte der fast 70jährige Stadtführer darauf, dass die Erinnerung an die Geschichte des deutschen Kolonialismus in Kamerun, Namibia und Tansania durch die mühselig erkämpften Umbenennungen nicht ausgelöscht werden dürfe.
Die anschließende Vorführung des aktuellen Dokumentarfilms „ReMIX. Africa in Translation: Tansania“ (2017) vor 70 Zuschauern und das einleitende Grußwort des Botschafters der Vereinigten Republik Tansania, Dr. Abdallah S. Possi, machten deutlich, wie lebendig die Erinnerung an den großen Maji-Maji-Krieg1905-07 gegen das deutsche Kolonialregime in ganz Tansania bis heute geblieben ist. An diesem größten, in Deutschland komplett verdrängten Befreiungskampf hatten sich über 20 verschiedene Sprachgemeinschaften beteiligt. Mehr als 100.000 Menschen wurden von den Deutschen ermordet, viele ihrer Gebeine für rassistische Forschungen nach Berlin und in andere Orte verschleppt.

Bei der abschließenden Gesprächsrunde, an der auch Seine Exzellenz der Botschafter selbst teilnahm, sprachen sich alle Redner*innen entschieden für den Vorschlag einiger Bezirks-Fraktionen aus, die nach dem kriminellen „Gründer“ der Kolonie „Deutsch-Ostafrika“, Carl Peters, benannte Petersallee in Maji-Maji-Allee umzubenennen. Nur bei dieser Wahl würde der direkte historische Bezug des Erinnerungsortes erhalten bleiben und mit einem ehrenden Gedenken an den in Deutschland ignorierten tansanischen Widerstand verbunden werden.
Der tansanische Stadtführer Mnyaka Sururu Mboro sagt dazu: „Die Mehrheit der Parteien schlägt die Umbenennung des Nachtigalplatzes in Familie-Bell-Platz und der Lüderitzstraße in Anna-Mungunda-Straße vor. Dabei wird der Bezug zur deutschen Kolonialzeit in Kamerun und in Namibia auf kritische Art und Weise gewahrt. Ich verstehe nicht, warum das für den Widerstand in Tansania nicht gelten soll. Wollen die Deutschen ihre verbrecherischen Maji-Maji-Krieg und den Raub der noch immer in Berlin liegenden Köpfe von ermordeten Tansaniern weiter unter den Teppich kehren?“
Kontakt: Berlin Postkolonial e.V., buero(at)berlin-postkolonial.de, 01799 100 976 bzw. 01601174528
 Foto: Mnyaka Sururu Mboro fordert die Umbenennung der Berliner Petersallee in Maji-Maji-Allee (Foto: Tahir Della)