Stellungnahme zu den Vorwürfen in dem Artikel „Gegen Israel – mit öffentlichen Geldern“ im Tagesspiegel von Johannes C. Bockenheimer am 20.10.2016

Das Ballhaus Naunynstraße ist eine kulturelle Institution – in diesem Sinne wurde auch das  Kunstfestival After the last Sky (09. September- 09. Oktober 2016) entwickelt. Ziel war es,bisher wenig in Berlin bekannte, künstlerische Positionen zu zeigen und einen Raum der ästhetischen Erfahrung, des künstlerischen Austauschs und der Begegnung zu schaffen.
Leider sehen wir uns gezwungen, auf die im Tagespiegel von Johannes C. Bockenheimer geäußerten Vorwürfe zu reagieren.
Konkret: Die Aussagen, in denen angeblich zur Gewalt aufgerufen oder Gewalt als legitimes Mittel eingestuft wurde, die Johannes C. Bockenheimer der Workshopleiterin zuschreibt, sind laut mehreren Zeugenaussagen falsch. Die falsch zitierte Workshopleiterin behält sich vor, rechtliche Schritte gegen Johannes C. Bockenheimer zu unternehmen.
Johannes C. Bockenheimer bezieht sich in seinem Artikel des Weiteren auf ein Podiumsgespräch vom 26.09.2016. In diesem wurde ein Raum geöffnet für jüdische und palästinensische Feministinnen für einen Austausch über die Frage, wie künstlerische Positionen emanzipativ artikuliert werden können. Dass Johannes C. Bockenheimer jüdische Stimmen, die an unserem Festival teilgenommen haben, in dieser Weise verschweigt, macht uns betroffen; ebenso, dass die palästinensischen Stimmen verfälscht werden und die vielfältigen Teilnahmen von Schwarzen und POCs unerwähnt bleiben.
Insgesamt verwehren wir uns gegen die verleumderischen Zuschreibungen, dass bei dem Festival antisemitische oder rassistische Positionen geäußert wurden. Grundlage unserer künstlerischen Arbeit ist, dass wir jedwede Form von Antisemitismus, Diskriminierung, Rassismus, Sexismus und insbesondere Gewalt strikt ablehnen. Es zeichnet gerade das Profil des Hauses aus, für Formen der Diskriminierung sensibel zu sein. Aus dieser Haltung heraus werden künstlerische Praktiken geschaffen, die auf eine Öffnung / Widerlegung vorurteilsbehafteter Diskurse zielen; es werden Räume für wenig bekannte künstlerische Positionen und kritische, insbesondere feministische, queere, antirassistische Diskussionen geöffnet; es werden Kunst- und Kulturproduktionen gegen diskriminierende Diskurse und Handlungsmodi entwickelt.
Das Ballhaus Naunynstraße hat die Kuratorinnen aufgrund ihrer kuratorischen Kompetenz ausgewählt – eine Gesinnungsbeurteilung lehnen wir ab. Das Festival hat – wie es auch der Artikel von Patrick Wildermann im Feuilleton des Tagespiegels vom 16. September 2016 widerspiegelt – durch ein sehr breites kulturelles Angebot überzeugt. After the last sky war das erste interdisziplinäre und internationale Festival in Deutschland, das die facettenreiche Praxis zeitgenössischer palästinensischer Künstler*innen erfahrbar machte. Wir haben eine erfolgreiche Zusammenarbeit während des Festivals mit einer Vielzahl an internationalen Künstler*innen erfahren. Zu unserer Freude ist dieses Festival auf ein breites, sehr positives Publikumsecho gestoßen.