Pressemitteilung: Wir feiern trotzdem – Die Umbenennung in Anton-Wilhelm-Amo-Straße wird kommen

Berlin, 22.08.2025 

Decolonize Berlin und ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis werden morgen das Fest zur Umbenennung der rassistisch belastetenMohrenstraße in Anton-Wilhelm-Amo-Straße feiern. Seit 2020 der Beschluss zur Umbenennung der Straße getroffen wurde, feiern wir das “Amo-Fest”. Juristische Entscheidungen, die die Umbenennung verzögern, ändern nichts an dem Erfolg: Berlin bekommt eine Anton-Wilhelm-Amo-Straße. .

Wir sagen klar: Die Menschen in Berlin-Mitte haben die Umbenennung entschieden. 

Die Entscheidung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) zur Umbenennung in Anton-Wilhelm-Amo-Straße im Jahr 2020 war das Ergebnis eines demokratischen Verfahrens und Ausdruck des breiten politischen Willens in Berlin-Mitte. Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg hat dies am 8. Juli 2025 bestätigt: Die Umbenennung ist rechtmäßig und rechtskräftig. Es gibt keine Berufung, keine Möglichkeiten, die Umbenennung aufzuhalten: Die Anton-Wilhelm-Amo-Straße in Berlin Mitte wird kommen. 

Der erfolgreiche Eilantrag gegen den Austausch der Straßenschilder hat nur aufschiebende Wirkung. “Es ist wirklich irritierend, wie eine kleine Gruppe von Anwohnenden einen demokratisch legitimierten Prozess aufhält und einen Perspektivwechsel bei Würdigungen im Berliner Straßenbild verhindert. Es ist ein Schlag ins Gesicht für alle Menschen, die tagtäglich von Rassismus betroffen sind”, sagt Tahir Della, Vorstand von Decolonize Berlin und Initiative Schwarze Menschen in Deutschland. “Ich engagiere mich jetzt seit über 30 Jahren für  diese Umbenennung, da kann mich dieser kurze Aufschub nicht beeindrucken”, meint der tansanische Aktivist Mnyaka Sururu Mboro von Berlin Postkolonial.

Decolonize Berlin steht für die kritische Aufarbeitung der Deutschen Kolonialgeschichte: Kein Platz für Rassismus – auch nicht auf Straßenschildern. Die Proteste gegen die Umbenennung der M*Straße von einzelnen Akteuren reihen sich aus Sicht von Decolonize Berlin ein, in die Aktivitäten von geschichtsrevisionistischen Strukturen –  wir erinnern an die rechten und rechtsextremen privaten Spender*innen der Fassadenkonstruktion des Humboldt-Forums. 

Wie in den letzten Jahren werden wir morgen – am 23. August 2025 – dem Internationalen Tag zur Erinnerung an den Versklavungshandel und seine Abschaffung – gegen Rassismus im öffentlichen Raum protestieren: Das “Amo-Fest” wird morgen um 14 Uhr wie geplant auf dem Hausvogteiplatz stattfinden. 

Ibou Diop, Projektleitung Erinnerungsort Kolonialismus, unterstreicht: “Straßennamen sind Politik! Den öffentlichen Raum als Ort des Lernens und des Erinnern zu begreifen, kann uns helfen, die bisher unerzählten Geschichten in Schulen und Bildungsinstitution sichtbar und erfahrbar zu machen. Hier geht es nicht nur um Wiederherstellung von Gerechtigkeit und um Reparationsansprüche, sondern um Teilhabe und Zugehörigkeit.”

Das Amo-Fest wird von einem breiten zivilgesellschaftlichen Bündnis organisiert, unter anderem von Decolonize Berlin, Afrika-Rat Berlin Brandenburg, Afrotak TV cyberNomads, AfricAvenir, Amo Collective Berlin, Anton Wilhelm Amo Erbschaft, Barazani Berlin, Berliner Entwicklungspolitischer Ratschlag, Berlin Postkolonial, deschoolonize, Each One Teach One, FuturAfrik, Generation Adefra, glokal, Initiative Perspektivwechsel, Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD), Korea Verband, NARUD, Sources d’Espoir und Tanzania-Network. 

Hintergrund

  • Die Bezirksverordnetenversammlung Berlin-Mitte beschloss bereits im August 2020 die Umbenennung. Klagen von Anwohner*innen hatten den Vollzug jedoch verzögert. 
  • Anton Wilhelm Amo (*ca. 1703, † nach 1753) wurde als Kind von Westafrika aus an den Hof von Wolfenbüttel verschleppt, studierte und lehrte später Philosophie und Rechtswissenschaften im preußischen Halle, in Wittenberg und Jena. Er gilt als einer der ersten afrikanischen Aufklärungsphilosophen in Europa.
  • Der bisherige Name der Straße stammt aus der Zeit, als Amo nach Deutschland kam und war ein Element kolonialer Machtrepräsentation Friedrichs I., der Schwarze Kinder zum Dienst an seinem Hofe zwang.
  • Die Umbenennung folgt einer langen Tradition des Widerstands Schwarzer und afrodiasporischer Menschen in Deutschland, die koloniale und rassistische Spuren im Stadtbild kritisieren und Veränderung einfordern.

Einladung zur feierlichen Umbenennung der Anton-Wilhelm-Amo-Straße
📍 Hausvogteiplatz
📅 23. August 2025, ab 14 Uhr
Mit Protest, Musik, Reden und Sichtbarkeit

Für Presseanfragen im Vorfeld oder vor Ort stehen zur Verfügung: 

Tahir Della, Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) & Decolonize Berlin (Kontakt: 0176 43382360)

Mnyaka Sururu Mboro, Berlin Postkolonial (Kontakt: 01525 1755370) 

Mit freundlichen Grüßen

Decolonize Berlin e.V.