Gemeinsame Presseerklärung der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD), Decolonize Berlin e.V. und AFROTAK TV cyberNomads
Das aktuelle Titelbild des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ hat eine breite Diskussion über dessen Bildpolitik und die damit verbunden Aussagen ausgelöst. Wir als postmigrantische und und anti-rassistische NGO’s sind besorgt über die Art und Weise, wie das Titelbild nicht nur die „üblichen“ rechten, rechtsextremen, verschwörungstheoretischen und rassistischen Strömungen bedient, sondern auch an die antisemitische Hetze des 20. Jahrhunderts erinnert.
Damit wird die Hetze aufgegriffen, die Anfang der 1990er Jahre zu Brandanschlägen auf Unterkünfte von Geflüchteten, Angriffe auf Asylbewerber und andere von Rechtsaußen nicht gewollt und ausgegrenzte Menschen gipfelte. Diese Hetze bildete aber auch den Nährboden für den NSU und sein Netzwerk. Damals wie heute schürt eine rassistischen Bildpolitik der bürgerlichen Medien der Mitte Angst und Hass, um anschließend Faschisten zu Alleinschuldigen zu erklären. Nicht die aktuelle globale Situation wird analysiert. Es wird auch nicht die anhaltende Ausbeutung des Globalen Südens als Folge von 530 Jahren Kolonialisierung als Ursache von Flucht und Migration benannt. Statt dessen werden geflüchtete Menschen als Ursache verunglimpft und bekämpft.
Die gegenwärtige Debatte verdeutlicht aber auch die Privilegierung von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine und unterscheidet in gute und schlechte Geflüchtete. Das aktuelle Titelbild des Spiegels verschärft diesen Diskurs und legitimiert Diskriminierung, Rassismus und offener Gewalt gegen Geflüchtete aus außereuropäischen Gebieten.
Wir sehen mit Sorge, dass auch die politische Klasse diese Tendenzen unterstützt, indem sie eine Politik betreibt, die als „AfD light“ bezeichnet werden kann, um Wählerstimmen am rechten Rand zu gewinnen. Sie machen sich damit zu Komplizen der AfD und diese zur Stichwortgeberin ihrer aktuellen Politik.
Es ist an der Zeit, eine ernsthafte Debatte über die Verantwortung von Medien und Politik in Bezug auf die Förderung von Hass und Spaltung in unserer Gesellschaft zu führen. Wir rufen dazu auf, die Hintergründe und Auswirkungen dieser Bildpolitik kritisch zu hinterfragen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, die auf Solidarität und Menschlichkeit basieren.
Link: https://cdn.magazin.spiegel.de/EpubDelivery/image/title/sp/2023/39/260
Das antisemitische Bild, an welches das Titelbild des Spiegels stark erinnert, finden Sie hier: http://almaondobbin.org/files/2014-11/image1.png
Für Presserückfragen wenden Sie sich gerne an:
Tahir Della, Pressesprecher der ISD und Vorstand von Decolonize Berlin
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