15. Juli 2025
Die Umbenennung der M*straße in Anton-Wilhelm-Amo-Straße ist ein längst überfälliger Schritt im Prozess der kritischen Auseinandersetzung mit Rassismus und kolonialen Kontinuitäten im öffentlichen Raum. Jahrzehntelang wurde der Name von Initiativen, Bürger*innen und Wissenschaftler*innen kritisiert – als sichtbares Symbol kolonialer Denkweisen, das Menschen afrikanischer Herkunft herabwürdigt und stereotype Fremdzuschreibungen reproduziert.
Mit der neuen Benennung nach Anton Wilhelm Amo (um 1703 – nach 1753) wird nicht nur ein diskriminierender Straßenname entfernt, sondern auch ein positives Zeichen gesetzt: Amo war der erste bekannte Schwarze Philosoph an deutschen Universitäten im 18. Jahrhundert – ein Gelehrter, dessen Lebensweg für Widerstand, Selbstbehauptung und Bildung steht. Ihn zu ehren bedeutet, afrikanisch-diasporisches Wissen und Wirken sichtbar zu machen, das in der deutschen Geschichtsschreibung allzu oft ausgeblendet wird.
Die Entscheidung würdigt den jahrzehntelangen zivilgesellschaftlichen Einsatz für mehr Gerechtigkeit und eine diskriminierungskritische Erinnerungskultur. Sie zeigt: Öffentlicher Raum ist nicht neutral – er vermittelt Werte, Identitäten und historische Narrative. Die Anton-Wilhelm-Amo-Straße ist ein Symbol für eine Stadt, die bereit ist, den Blick auf ihre Geschichte zu verändern. Die Kritik an rassistischer Sprache, die epistemische Gewalt reproduzieren – eröffnet die Möglichkeit eines Perspektivwechsels auf die deutsche Kolonialgeschichte: weg von der Verherrlichung kolonialer Gewalt hin zur Anerkennung und Würdigung des antikolonialen Widerstands.
Diese Umbenennung in Anton-Wilhelm-Amo-Straße ist ein Beitrag zur Demokratisierung Berlins, denn sie wird zu einem Ort der politischen Bildung und ein Ort der Reflexion: In welcher Gesellschaft möchten wir gemeinsam leben?
Aus diesem Grund begrüßen wir diesen Schritt ausdrücklich – er ist ein Gewinn für eine offene, vielfältige und geschichtsbewusste Gesellschaft.
In diesem Sinne rufen wir die Berliner Verkehrsbetriebe auf, nun auch den U-Bahnhof umzubenennen. Voraussichtlich am 23.8. ab 14.00 feiern wir die Umbenennung am Hausvogteiplatz.
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Jonas Berhe: +49 160 533 1252