Gerechtigkeit im Namen von William Chedjou!

Mit William Chedjou wurde einer unserer Brüder gewaltvoll aus dem Leben gerissen. Wir trauern als Vertreterinnen der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) mit seinen Angehörigen und Freundinnen. Wir trauern als Schwarze Community und zeigen uns solidarisch mit allen Schwarzen Menschen, die diesen Übergriff als Spitze des Eisbergs identifizieren und deshalb gegen Anti-Schwarzen Rassismus auf die Straße gehen.

Wie sicher sind wir hier noch? Das ist eine Frage, die sich viele Schwarze, afrikanische und afrodiasporische Menschen in Deutschland seit geraumer Zeit stellen. Zu diesen Menschen gehören auch wir als Vertreter*innen der ISD.
Die Zahl der Schwarzen Menschen, die alltäglich angegriffen werden und/oder ihr Leben verlieren, steigt rapide an.
Am 11. Juli verloren wir mit William Chedjou einen weiteren Bruder. Die Schwarze Community trauert um den 37 jährigen Schwarzen Mann aus Kamerun. Er verlor sein Leben nach einem Streit um einen Parkplatz in Berlin.

Diese Tat ist nicht nur ein Zeugnis der gesamtgesellschaftlichen Überforderung damit, Konflikte konstruktiv zu bearbeiten, sondern vor allem ein Angriff auf Schwarze Menschen, der sich in eine lange Reihe einfügt und dafür sorgt, dass wir als Community begreifen, dass wir spätestens jetzt zusammenrücken müssen. Dabei lassen wir unser Handeln nicht von weißen Narrativen vereinnahmen, die nahelegen wollen, ein Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Nationalitäten sei nicht möglich. Wir stehen ein für eine respektvolle und diversitätssensible Gesellschaft.

Allein 2024, in dem Jahr, in dem Remigrationsphantasien einflussreicher weißer Menschen bekannt werden und weiße Feiernde auf Sylt einen großen Teil der Bevölkerung aus Deutschland heraus wünschen, ereignen sich zahlreiche Übergriffe auf Schwarze Menschen. Das sind keine Einzelfälle.
Im Juni wurden Ghanaische Kinder in Grevesmühlen angegriffen, die mit ihrem Roller unterwegs waren. In Hamburg wurde im Februar der Kinderwagen einer Schwarzen Familie angezündet und deren Wohnungstür mit rassistischen Sprüchen beschmiert. Im Juli stirbt ein Kameruner beim Parken in Berlin. Es sind alltägliche Situationen und Orte, die wir nicht umgehen können.

Alltäglich streiten sich weiße Menschen um unzählige Banalitäten, ohne dafür mit ihrem Leben zu bezahlen. Schwarze Menschen werden durch Anti-Schwarze Narrative als Bedrohung skizziert. Die Folge: Schwarze Menschen werden an einem unverhältnismäßig harten Maßstab gemessen.

Anstatt die Angst und die Wut Schwarzer Menschen ernst zu nehmen und über wirksame Maßnahmen zum Schutz Schwarzer Menschen zu sprechen, wird darüber berichtet, dass Angehörige und engagierte Mitglieder der Schwarzen Community sich nicht vom Ort des Geschehens verweisen lassen wollten. Der Polizei ist offensichtlich nicht klar, dass der Vorfall für die Protestierenden nur die Spitze des Anti-Schwarzen Eisberges ist. Das ist auch der strukturelle Grund, der den Schmerz, die Trauer und die Wut vor Ort mit auslöst.

Wovon in dem Zusammenhang also nicht berichtet wird: Am 11. Juli starb nicht nur ein Bruder. An diesem Donnerstag wurde erneut die ganze Schwarze Community angegriffen. Wir können nicht mehr schweigen. Wir können nicht mehr die Tränen unterdrücken und so tun, als handele es sich um Einzelfälle. Wir müssen zusammenstehen, denn wir sind eine Einheit.
Wird einer von uns angegriffen, stehen wir alle auf. Wird einer von uns getötet, bündeln wir alle unsere Kräfte und lassen uns nicht des Platzes verweisen. Wir lassen uns nicht mehr ablenken und vertrösten, sondern schauen selbst genau hin.

Wir fordern Gerechtigkeit im Namen unseres verstorbenen Bruders William Chedjou!

Das bedeutet konkret: Wir fordern

  • eine lückenlose Aufklärung des tödlichen Angriffes auf William Chedju.
  • eine differenzierte Erfassung von Anti-Schwarzem Rassismus und Gewalttaten gegen Schwarze Menschen in der Statistik politisch motivierter Kriminalität.
  • die Stärkung der community-basierten Beratungsstellen, welche intersektional vulnerable Gruppen in ganz Deutschland adressieren.
  • konsequente Bildung- und Förderungsmaßnahmen gegen Anti-Schwarzen Rassismus
  • konsequente Förderung von Selbstorganisationen derjenigen Gruppen, die von der Bundesrepublik Deutschland als besonders von Rassismus betroffen genannt wurden: Schwarze Menschen, Sint*izze, Romn*ja, jüdische Menschen, als Muslim*innen diskriminierte Menschen und asiatisch gelesene Menschen.
  • Kompetenzerweiterungen auf allen Ebenen.