Die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland ist empört über die Instrumentalisierung des Schwarzen Bürgerrechtlers Martin Luther King durch deutsche Politiker_innen
Berlin, 15 . September 2014 – Die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) verurteilt den Umgang mit dem Andenken an Dr. Martin Luther King anlässlich des 50. Jahrestages seines Besuches in Berlin. Seit Jahren kämpfen Geflüchtete in ganz Deutschland, um die Würdigung ihrer Menschenrechte. Die friedlichen Proteste stoßen bei vielen deutschen Politiker_innen auf taube Ohren. Die gegenwärtige Geflüchtetenpolitik des Berliner Senats im Hinblick auf die Aktivist_innen vom Oranienplatz stellt einen traurigen Höhepunkt in dieser von Unmenschlichkeit und kolonialem Habitus geprägten Auseinandersetzung mit unserer Geschichte und der Verantwortung Deutschlands dar. Es handelt sich hier nur um eines von vielen Beispielen wie stark struktureller und institutioneller Rassismus in Deutschland verankert ist und den Alltag von Menschen of Color und Schwarzen Menschen prägt.
Diese akuten Tatsachen anlässlich einer Ehrung von Martin Luther King durch sämtlicher Veranstaltungen hindurch strategisch zu verschweigen, kommt einem Missbrauch seines Andenkens gleich. Es erscheint, als ob seine Figur im Rahmen einer Image-Kampagne für Politiker_innen instrumentalisiert werden soll. Dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, dass ausgerechnet der für die unmenschliche Geflüchtetenpolitik Berlins verantwortliche Innensenator Henkel dazu geladen wurde, die Eröffnungsrede des Empfangs zu halten. In einer Konfrontation mit einer Schwarzen Lehrerin machte dieser wenig Hehl um seine Ignoranz und eigene rassistische Haltung, als er bemerkte: „Das Problem ist, dass es Lehrerinnen und Lehrer gibt, die glauben, dass struktureller Rassismus existiert“ und fragte sich „Wieso wollen die [Geflüchteten] hierherkommen, wenn es hier so rassistisch und faschistisch ist?“. Darüber hinaus enthielt die Infobroschüre des Festgottesdienst an mehreren Stellen nicht zeitgemäße und rassistische Sprache.
Sowohl auf personeller als auch auf konzeptueller Ebene sind damit von den Organistor_innen Entscheidungen getroffen worden, die Schwarze Geschichte und Gegenwart insbesondere im deutschen Kontext auf eklatante Weise unsichtbar machen. Martin Luther Kings politische Arbeit richtete sich gegen die Ungleichbehandlung Schwarzer Menschen überall auf der Welt. Er sprach sich für die Notwendigkeit des friedlichen Widerstands aus und sah darin den einzigen Weg, eine gerechtere, von Rassismus freien Welt zu schaffen.
Deshalb fordert die ISD eine Stellungnahme des Senats angesichts der Äußerungen Frank Henkels, die für einen Innensenator insbesondere im Kontext einer Schwarzen Erinnerungsveranstaltung gänzlich inakzeptabel sind sowie eine aktive und engagierte Auseinandersetzung der Organisator_innen mit strukturellem und institutionellem Rassismus in Deutschland. Nur so können ähnliche Fehltritte in der Erinnerungspolitik in Zukunft vermieden werden.