Pressemitteilung
Hamburg, 16.9.2015
Am 9. Und 10. Oktober 2015 wird im LICHTHOF Theater, in Kooperation mit der AG Queer Studies der Universtität Hamburg und dem Arbeitskreis Hamburg Postkolonial, die Performance „Performing Back“ von Simone Dede Ayivi aufgeführt werden.
Die Stadtlandschaften Europas sind geprägt von Spuren der Kolonialvergangenheit und Relikten kolonial-rassistischer Ideologie. So werden auch in vielen deutschen Städten koloniale Akteure bis heute unkommentiert mit Straßennamen und Denkmälern geehrt. Schwarze Menschen und People of Color sind somit immer wieder an die Verbrechen des Kolonialismus erinnert.
Auch Hamburg war mit dem Hafen Drehscheibe des deutschen Kolonialismus und noch heute sind die Spuren der Kolonialgeschichte im Stadtbild noch sehr präsent: in Form von Ehrenmäler, Straßennamen, die auf die ehemaligen Handelskolonien verweisen, Wohn- und Kontorhäuser mit entsprechend exotischen Fassadenmotiven, die imperiale Ansprüche auf Menschen und Naturreichtümer dokumentieren, und Speicher, in denen ‚Kolonialwaren‘ umgeschlagen wurden.
Hamburg ist in Deutschland zwar bislang die einzige Stadt, die versucht, ein Konzept zur stadtweiten Aufarbeitung des koloniales Erbes zu erarbeiten, doch auch hier geschieht dies bisher nur in hegemonialen Diskursen weißer Politiker_innen und Wissenschaftler_innen. Denn trotz Angeboten Interventionen und Forderungen etablierter Arbeitskreise, Vereine und Initiativen, die Beteiligung Betroffener Schwarzer Menschen und People of Color in Hamburg im Konzept zu verankern, entschloss sich der Kulturausschuss der Stadt Hamburg bisher dagegen.
Schwarze Menschen und PoC werden aus dem Aufarbeitungsprozess auf deutscher Seite in Hamburg systematisch ausgeschlossen. Um dennoch eine Schwarze Sichtweise zu präsentieren, haben wir uns entschlossen, Simone Dede Ayivis „Performing Back“ nach Hamburg einzuladen. Sie wird die Performance an die Stadt Hamburg und das Hamburger Stadtbild anpassen.
Angesichts der Tatsache, dass kolonialer Rassismus eine wichtige Grundlage für die Ideologie und Politik des Dritten Reiches gelegt hat, ist die bewusste, ernsthafte und kritische Reflexion kolonialer Prägungen unserer Gesellschaft unter Einbezug Schwarzer deutscher Perspektiven jedoch unbedingte Voraussetzung für eine nachhaltige, wirkungsvolle politische Bildungsarbeit – denn sie sind integraler Bestandteil deutscher Geschichte und Gegenwart. So ist eine stärkere Wahrnehmung der Bewegung Schwarzer Menschen in der Öffentlichkeit wichtig, um das bisher unvollständige Geschichtsbild kritisch zu erweitern und zu bereichern.
Simone Dede Ayivis Performance „Performing Back“ beschäftigt sich mit diesem Thema auf eindrückliche Art und Weise, indem sie auf koloniale Kontinuitäten, sowohl historisch als auch im urbanen Leben aufmerksam macht.
Siehe hierzu auch die Veranstaltungsankündigung.
Weitere Informationen:
Website des Arbeitskreises Hamburg Postkolonial mit Hintergründen, Pressemitteilungen (rechtsseitig unter „News“) und Terminen
Ausstellung Freedom Roads Geschichte, Kunst & Beteiligung von kolonialen Straßennamen zu postkolonialer Erinnerungskultur
Pressestimmen:
TAZ: Hamburgs hässliches Erbe
TAZ: Die Früchte jahrelanger Debatten
Ojalá: Nicht mehr dies! Interview mit Tania Mancheno zum Erinnerungskonzept und dem „Runden Tisch“
Kontakt:
ISD Bund: Tahir Della tahirdella[aet]isd-bund.org
ISD Hamburg: Ginnie Bekoe ginniebekoe[aet]isdonline.de
Arbeitskreis Hamburg Postkolonial postkolonialeshamburg[aet]gmx.de
Pressemitteilung zum Download: PMPerforming Back (.pdf)