Die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland protestiert aufs Schärfste gegen die Reaktion des Kriminaltheater in Berlin auf ihren offenen Brief. In Ihrem Schreiben (siehe Anhang) hatte die ISD mit der Bitte um Änderung die Verwendung des Originaltitels „Zehn kleine Negerlein“ von Agatha Christie kritisiert und auf die offizielle Namensänderung des Stückes in „Da waren es keine mehr“ hingewiesen. Statt mit Verständnis reagierte die Theaterleitung mit einer ignoranten und missachtenden Begründung: Der Begriff Negerlein habe nichts mit Neger zu tun und stelle im Titelzusammenhang eine “Marke” und nichts Rassistisches dar.
Damit reiht sich das Berliner Kriminaltheater in einen langen Reigen uneinsichtiger und nichtbetroffener Menschen ein, die glauben, dass was nicht so gemeint ist auch nicht rassistisch ist und das Schwarze Menschen begreifen sollten, dass „Neger“ nicht kränkend gemeint ist – jedenfalls nicht immer. Im Schreiben des Kriminaltheaters wird die ISD zudem mit einer Rassismusdefinition belehrt, die die Initiative entschieden zurückweist: Zwar gesteht das Kriminaltheater ein, dass Rassismus unter anderem auf der Zuschreibung von Eigenschaften beruht, die einer bestimmten Gruppe zugeordnet werden, jedoch übersieht es völlig, dass sich die Formen der Diskriminierung auch über die Sprache ausdrücken. Und zwar indem Begriffe mit rassistischer Entstehungsgeschichte und Inhalt genutzt und damit Menschen stigmatisiert werden. Dieser Meinung entgegnet die ISD: Rassismus wird von denjenigen Menschen definiert, die ihn erfahren und nicht von denjenigen Menschen die ihn, bewusst oder unbewusst ausüben! Und mit einer Nutzung des N-Wortes wird die Salonfähigkeit rassistischer Begriffe weiterhin gestärkt und genau dies unterstützt das Kriminaltheater.
Das N-Wort wird aufgrund seiner Geschichte für Schwarze Menschen in Deutschland niemals ohne diffamierende Bedeutung bleiben. Eine Legitimation für seine Nutzung gab es von Seiten Schwarzer Menschen in Deutschland nie. Deshalb fordern wird die Leitung des Berliner Kriminaltheater auf, sich der Kritik, nicht nur der ISD, zu stellen und entsprechend der gesellschaftlichen Verantwortung zu handeln.
PM – pdf pm_protestreaktion.pdf
Dokumentation – dokumentation_stellungnahmen-kommentare.pdf