Bericht der EU Grundrechteagentur zu »Schwarz-Sein in Europa«

Gemeinsame Presseerklärung des Kompetenznetzwerks Anti-Schwarzer Rassismus (KomPAD) Das Netzwerk besteht aus Each One Teach One (EOTO) e.V. und der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) e.V. 

In einer neuen Studie zu Anti-Schwarzem Rassismus in 13 EU-Staaten schneidet Deutschland am schlechtesten ab / Das Kompetenznetzwerk Anti-Schwarzer Rassismus (KomPAD) fordert gesetzliche Maßnahmen, die endlich auch strukturell und institutionell greifen.

Laut dem zweiten Bericht der FRA (European Union Agency for Fundamental Rights) zu Erfahrungen von Schwarzen Menschen in der EU »Being Black in the EU« ist fast die Hälfte der Menschen afrikanischer Herkunft in 13 EU-Staaten in ihrem Alltag mit Rassismus und Diskriminierung konfrontiert. Besonders weit verbreitet sind rassistische Belästigungen und polizeiliches Racial Profiling. Deutschland schneidet nach den Ergebnissen dieser Studie besonders schlecht ab, was im Konkreten bedeutet, dass die von Rassismus geprägten Lebensrealitäten von Schwarzen Menschen in Deutschland besonders gravierend sind.  

Uns vom Kompetenznetzwerk Anti-Schwarzer Rassismus (KomPAD) verwundern diese Ergebnisse keinesfalls. Vielmehr verdeutlichen sie, worauf Schwarze Communities in Deutschland seit Jahrzehnten hinweisen und was wir in unserer Arbeit mit Betroffenen tagtäglich erfahren: Dass Schwarze Menschen in besonderem Maße entmenschlicht, herabgewürdigt und somit benachteiligt werden, ohne dass dies vollumfänglich sanktioniert werden kann.. 

Wie auch die Ergebnisse des Afrozensus zeigt die aktuelle FRA Studie, dass Schwarze Menschen insbesondere im Gesundheitswesen, auf dem Wohnungsmarkt und in der Bildung strukturell benachteiligt werden. Dies muss in einem direkten Zusammenhang mit den bundesweit zunehmend rassistischen und rechten politischen Entwicklungen als auch den aktuellen rassistisch geprägten Diskursen rund um Flucht, Asyl und Migration gesehen werden. 

Als Folge beider Studien muss eine intensive Auseinandersetzung folgen, die strukturellen und institutionellen Rassismus in den Blick nimmt und abbaut. Notwendig sind – neben Studien und Forschung zu Rassismus – auch gesetzliche Maßnahmen zum umfassenden Schutz gegen rassistische Diskriminierung.  Dafür muss der Justizminister Marco Buschmann seine Blockadehaltung aufgeben und endlich das AGG (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz) reformieren, damit der Diskriminierungsschutz auch auf staatliches Handeln ausgeweitet wird.

Die Ergebnisse verdeutlichen außerdem, dass Deutschland im Rahmen der aktuellen UN-Dekade für Menschen Afrikanischer Herkunft politisch noch nicht gehandelt hat – obschon wir uns bereits im neunten und somit vorletzten Jahr der Dekade befinden! 

Um ASR strukturell abzubauen fordert das Kompetenznetzwerk Anti-Schwarzer Rassismus die Etablierung von bundesweiten flächendeckenden, rassismuskritischen und Community- basierten Beratungsstellen für Betroffene von ASR, flächendeckende Landesantidiskriminierungsgesetze in allen Ländern, sowie ein bundesweites Monitoring zu ASR. Zusätzlich fordern wir verpflichtende Maßnahmen zur rassismuskritischen Professionalisierung in der Verwaltung, sowie in den Bildungs- und Gesundheitsversorgungsstrukturen. 

Anti-Rassismusarbeit ist Arbeit mit und Veränderung von Strukturen. Diese muss somit strukturelle Anerkennung finden und strukturell gefördert werden!

Das KomPAD*
Das Kompetenznetzwerk Anti-Schwarzer Rassismus (KomPAD) ist eine Bildungs- und Beratungseinrichtung mit dem Schwerpunkt auf Anti-Schwarzen Rassismus (ASR), Empowerment und Diskriminierungsprävention. Das Netzwerk besteht aus Each One Teach One (EOTO) e.V. und der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) e.V. 

Kontakt: info@kompad.de

*PAD steht für People of African Descent (Menschen Afrikanischer Herkunft)