Stellungnahme, Berlin 19.11.2013
Die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) verurteilt die rassistische Bewerbung des Albums der Rockband „Knorkator“
„We Want Mohr“ repräsentiert den unveränderten und unreflektierten Umgang mit der deutschen kolonialen Vergangenheit und einen degradierenden Blick auf Schwarze Menschen und People of Colour. Irritiert und verärgert fragt sich die ISD, ob die Band und „Radio eins“ (RBB), der das Album bewirbt, sich über die Bildauswahl ernsthaft Gedanken gemacht haben?
Auf dem Cover sind vier weiße Menschen in einem Kochtopf auf einer Feuerstelle abgebildet. Ein in Blackface-Manier, also schwarz bemalter Weißer stakst unbeholfen mit einem Messer in der Hand auf die Gruppe zu. Die „kannibalistische“ Bildbotschaft ist eindeutig. Ein Blick auf die Homepage der Band versucht einen literarischen Bezug mit dem Struwwelpeter von Heinrich Hoffmann herzustellen. Sich diesen Zusammenhanges bewusst, erinnert Knorkator damit an die Geschichte der drei weißen Jungen, die einen M* ärgern und zur Strafe in ein Tintenfass gesteckt werden, um noch schwärzer als der M* gemacht zu werden. Die subtile Botschaft hinter der vermeintlich gut gemeinten Moral dieser Geschichte: Es ist eine Strafe, schwarz zu sein.
Tagtäglich sind Schwarze Menschen mit kolonialen Darstellungen konfrontiert, die rassistische Klischees und Stereotypen aufrecht erhalten. In Zeitungen, Büchern oder Filmen begegnen sie schwarz geschminkten Menschen mit Knochen in den Perücken, knallrot bemalten Lippen und weit aufgerissenen Augen. Neben der Darstellung des N* steht auch die des M* für eine Abwertung Schwarzer Menschen. Als Begriff war er von Anfang an negativ belegt und versinnbildlichte den unterwürfigen, versklavten, afrikanischen Diener.
Spätestens seit der monatelang geführten Diskussion um Blackfacing an deutschen Theatern 2012 und diskriminierende Begriffe in Kinderbüchern 2013 sollte klar geworden sein, welche abwertende Wirkung all das auf Schwarze Menschen hat. Doch erklärt der RBB in einer Antwort auf einen kritischen Leserbrief, dass die Anlehnung an den Kinderbuchklassiker „nichts mit Rassismus zu tun hat“. Und: Dass es sich bei Knorkator um eine aus dem linken Szeneumfeld stammende, satirische Berliner Rockband handele, die das „Anti-Nazi Festival Jamel mit 5 % ihrer Einnahmen unterstützt“. Leider bewahrt jedoch auch eine linke Einstellung nicht davor, sich rassistischer oder diskriminierender Sprache und Bilder zu bedienen.
Die ISD zeigt daher wenig Verständnis für die Motivwahl, die in unseren Augen der Belustigung dient. Mit diesem öffentlichen Schreiben fordern wir Knorkator freundlich dazu auf, ihr Cover zu ändern. Es wäre schön, wenn sich die Band auf eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte des gewählten Motivs einlässt. Denn rassistisches Handeln passiert auch wenn es nicht intendiert war. Um Rassismus zu dekodieren und wirklich entgegenzutreten, braucht es Selbstreflektion ohne Selbstgeißelung und sofortige Abwehr. Dieses Bewusstsein würden wir uns übrigens auch vom RBB wünschen, von dem wir als öffentlich-rechtlicher Sender eine entsprechende Verantwortung einfordern.
Mit freundlichen Grüßen
Der Vorstand ISD Bund
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