Offener Brief an Alice Schwarzer von der Pfarrerin Dr. Sabine Plonz anlässlich der Fernsehsendung „Menschen bei Maischberger“ mit Alice Schwarzer, Zehra Yilmaz und anderen am 12.10.2010 in der ARD.
Sehr geehrte Frau Schwarzer,als politisch engagierte Bürgerin, die den Aufbruch der zweiten Frauenbewegung als Schülerin erlebte, habe ich großen Respekt vor Ihrer historischen Leistung – zumal mir in den letzten Jahren die große Mühsal früherer Frauengenerationen im Kampf um die heute erlangten Rechte sehr bewusst geworden ist. Als sozialwissenschaftlich kompetente Theologin, als Wissenschaftlerin und Beschäftige der evangelischen Kirche kann ich Ihrer Auffassung, dass „wir“ hierzulande völlige Gleichheit von Frauen und Männern hätten und alles in schönster Ordnung sei, keineswegs zustimmen. Diese Meinung äußerten Sie in der Sendung „Menschen bei Maischberger“ am 12.10.2010, auf die ich mich im Folgenden kritisch beziehe. Ich würde diesen offenen Brief nicht schreiben, wenn es mir nur um eine andere politische Einschätzung zur Gleichberechtigung von Frauen ginge. Sie haben diese Darstellung aber als leuchtendes Vorbild genutzt, vor dem sich umso dunkler die Lage von Frauen anderer Länder abzeichnen sollte, die nicht zur westlichen Hemisphäre gehören. Was mich zum Widerspruch treibt, sind Ihre Aussagen und Ihr Diskussionsverhalten in der erwähnten Sendung im Allgemeinen und konkret im Gegenüber – vom Miteinander kann frau hier nicht sprechen – zur muslimischen Repräsentantin Zehra Yilmaz aus Duisburg. Ihr belehrendes, raumgreifendes und ständig die andere Frau unterbrechendes Auftreten ließ Dialogbereitschaft vermissen. Ihre sachlichen und sprachlichen Flüchtigkeitsfehler (Koran vor 600 Jahren geschrieben; „islamistisches Kopftuch“ … ), die schon einer Anfängerin des Islamdialogs auffallen, sind Ausdruck einer oberflächigen und abschätzigen Wahrnehmung Ihres Diskussionsgegenstandes.
Den ganzen Brief als PDF – offener-brief-an-a-schwarzer.pdf