Am Donnerstag, den 15.07.2021 wurde das Berliner Büro und Privatwohnungen des Künstler*innenkollektivs Peng durchsucht. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft ist der Aufruf zu Straftaten.
Die Polizei verschaffte sich in den frühen Morgenstunden Zugang zu den Räumen. Als Grund für die Durchsuchung wird die Website tearthisdown.com genannt.
→ Staatliche Repressionen wegen Antirassistischer Deutschlandkarte
→ Kunstfreiheit & Satire zählt nicht bei der Thematisierung von Kolonialismus
→ Wir arbeiten weiter an einer angemessenen & kritischen Auseinandersetzung
Berlin, 26. Juli 2021.
Das Kunstprojekt „Tear this down“ entstand in Zusammenarbeit mit uns, der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) im Sommer 2020. Im Zuge der Black Lives Matter Proteste nach der Ermordung des US-Amerikaners George Floyd, kam es weltweit zu vielfältigen Aktionen, künstlerischen Interventionen und öffentlichen Diskussionen darüber, wie sich kolonialrassistische Traditionen durch unseren Alltag ziehen und koloniale Spuren, wie zum Beispiel die Ehrung von Kolonialverbrechern durch Denkmale und Straßennamen, im öffentlichen Raum präsent sind. „Tear This Down“ besteht aus einer Deutschlandkarte, in der solche kolonialrassistischen Orte gesammelt werden können. Ein Blick auf die Karte zeigt: Bei der Vielzahl an Straßen- und Plätzen mit Kolonialbezug ist die These, Deutschland sei nie eine Kolonialmacht gewesen, nicht haltbar.
Die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland ist entsetzt über die Repression, die nun, ein Jahr nach dem Erscheinen der Website, dem Peng Kollektiv entgegen schlägt.
Konrad Erben, Vorstand der ISD führt aus: „Wir sehen darin nicht nur Schikane von politischen Künstler*innen, sondern ganz klar auch die Kriminalisierung der Black Lives Matter-Proteste und der antirassistischen Bewegung. Während rassistische Darstellungen und Witze so oft mit Satire und Kunstfreiheit rechtfertigt werden, rückt der Staatsschutz an, sobald Künstler*innen Kolonialismus thematisieren.“
Während es seit Jahren kaum Ermittlungserfolge in Bezug auf rassistische Drohungen, Übergriffe und rechten Terror gibt, verbringt die Polizei ihre Zeit damit wegen einer Website Hausdurchsuchungen durchzuführen.
„Es ist unmöglich mit welcher Unverhältnismäßigkeit die Polizei gegen ein Künstler*innenkollektiv vorgeht“, kommentiert Simone Dede Ayivi, Referentin der ISD.
„Die ISD und viele andere Organisationen und Einzelpersonen arbeiten seit vielen Jahren daran, koloniale Spuren im öffentlichen Raum angemessen zu thematisieren. Ein breites Bündnis aus Politik und Zivilgesellschaft hat in vielen Städten die Umbenennung von Straßen und eine kritische Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialgeschichte ermöglicht. Daran werden wir weiter arbeiten“, sagt Tahir Della Sprecher der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland.